Neophyten im Garten Eden –
Skulpturen von Tim Hergersberg im Kreuzgang
Ab dem 27. August bevölkern filigrane, phantasievolle, provozierende Skulpturen – sozusagen «Neophyten» (wörtlich: frisch Gepflanzte) – den Kreuzgang des Klosters Kappel. Wer sie betrachtet, assoziiert die Buntheit, Artenvielfalt, vielleicht auch die Heiligkeit des Lebens und wird zugleich erinnert an dessen Zerbrechlichkeit.
Für die Mönche war der Kreuzgarten mit dem Brunnen und den davon ausgehenden vier Wegen (vgl. die Paradiesströme in Gen 2,10) ein Symbol für den verlorenen Garten Eden, den sie mit ihrer demütigen Lebensweise und ihrer agrarischen Handarbeit ein Stück weit wiederzugewinnen suchten. Frisch in den Orden eingetretene Menschen wurden zu manchen Zeiten ebenfalls Neophyten genannt.
Der Zürcher Künstler Tim Hergersberg (*1988; Absolvent ZHdK) verortet seine künstlerische Praxis an der Schnittstelle von Bildhauerei und Ritual. Der kontemplative Entstehungsprozess seiner Plastiken erstreckt sich oft über mehrere Jahre. Die gewählte, organische Formensprache forscht verspielt und lebensbejahend nach dem Verhältnis von Sinnlichkeit und Übersinnlichkeit. In den bunten Glasgebilden verschmilzt phantastisch Anmutendes aus vielschichtigen Referenzsystemen wie selbstverständlich zu einem mehrdeutigen Ganzen. Die modellhaft dargestellten Möglichkeiten
von Körpern und Architekturen wirbeln Assoziationsketten auf, stecken imaginäre Feuerwerke an und hinterfragen die Identifikation mit Form grundsätzlich.